29. Januar 2025 / Aus aller Welt

Pilgerfest in Indien: 30 Tote bei Massenpanik

Millionen von Menschen strömen zum Kumbh-Mela-Festival im nordindischen Prayagraj. Auf dem Festivalgelände bricht plötzlich Chaos aus - mit schwerwiegenden Folgen.

Nach einer Massenpanik tragen Helfer Opfer weg.
von Dirk Godder, dpa

Bei einer Massenpanik während eines Pilgerfests in Indien sind mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Zudem seien 60 Besucher der Maha Kumbh Mela, die als weltweit größtes Pilgerfest gilt, verletzt worden, teilte der für die Sicherheit beim Festival zuständige Beamte Vaibhav Krishna in der nordindischen Stadt Prayagraj mit. Auf dem Festivalgelände am Ufer des Ganges im Bundesstaat Uttar Pradesh befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks Millionen von Besuchern. Das Hindu-Festival wurde fortgesetzt.

Die Katastrophe ereignete sich am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) unweit des Zusammenflusses des Ganges mit dem ebenfalls als heilig verehrten Fluss Yamuna. Viele hinduistische Pilger hatten den Angaben zufolge bereits an dem Ort auf dem Gelände gesessen, wo es plötzlich zu einer chaotischen Lage kam. Sie hätten darauf gewartet, für eine rituelle Waschung in den Fluss zu steigen, sagte Krishna. Weitere Menschenmengen seien dorthin geströmt. Dabei seien Sicherheitsbarrikaden eingerissen worden, was zu dem Massengedränge geführt habe. Inzwischen sei es an dem Ort wieder friedlich, betonte der Beamte.

«In der Falle»

Pilger berichteten davon, an der Stelle des Unglücks hätten sie sich auf engem Raum kaum mehr bewegen und entkommen können. «Plötzlich wurde in der Menge geschoben, und wir saßen in einer Falle», sagte eine Frau, die mit einer Gruppe von mehreren Pilgern aus dem Unionsstaat Karnataka angereist war, dem indischen Nachrichtensender PTI. Viele Menschen seien übereinander gefallen, sagte ein anderer Zeuge dem Sender NDTV.

Die Verletzten wurden zu Krankenstationen oder Kliniken auf dem Gelände oder in der Umgebung gebracht. An der Unglücksstelle lagen zahlreiche Kleidungsstücke und andere Sachen der Opfer verstreut. 

Modi spricht Mitgefühl aus

Die Situation galt lange als unübersichtlich. Mehr als 16 Stunden dauerte es, bis die Behörden erste Opferzahlen nannten. Ministerpräsident Narendra Modi äußerte zunächst auf der Plattform X sein Mitgefühl für die Pilger, die «ihre Familienangehörigen verloren haben». Eine Zahl nannte er dabei nicht.

Die Lage sei unter Kontrolle, erklärte der Regierungschef Uttar Pradeshs, Yogi Adityanath, wenige Stunden nach dem Unglück. Die Menschenmenge sei jedoch nach wie vor massiv. 80 bis 100 Millionen Pilger waren demnach in Prayagraj unterwegs. Adityanath rief die Besucher auf, nicht Gerüchten zu glauben. Auch er nannte zunächst keine Opferzahlen. 

Indische Sender berichteten unter Berufung auf Beamte, genaue Zahlen hätten erst veröffentlicht werden können, nachdem Opfer identifiziert und ihre Angehörigen informiert worden seien. Zudem hätten zahlreiche Pilger nach vermissten Verwandten gesucht.

KI-Sicherheitskameras

Das Mega-Festival auf einer 40 Quadratkilometer großen Fläche ist zugleich eine Herausforderung für die Behörden, was die Sicherheit betrifft. Um die Gefahr einer Massenpanik zu verringern, sind nach Angaben der Veranstalter etwa 40.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Tausende von Überwachungskameras sowie spezielle mit Künstlicher Intelligenz ausgerüstete Kameras sollen ihren Einsatz unterstützen. Über das Wasser sind 26 Pontonbrücken verlegt worden, um die Pilgerströme in beide Richtungen der Ufer zu lenken.

Bei den großen religiösen Festen Indiens kommt es immer wieder zu Massenpaniken. Bei der Maha Kumbh Mela 2013 kamen 36 Menschen ums Leben.

Im Zentrum des sechswöchigen Festivals stehen rituelle Waschungen an der Stelle, wo sich der Ganges und der Yamuna mit dem nur in der Mythologie existierenden Strom Saraswati vereinigen. Die Pilger möchten sich durch das Bad von ihren Sünden befreien. Mittwoch war einer der sogenannten «königlichen Badetage».


Bildnachweis: © Str./XinHua/dpa
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Erdbeben in Südostasien: Viele Tote, Hunderte Verletzte
Aus aller Welt

Die Todeszahlen nach dem Erdbeben in Myanmar und Thailand steigen - und noch immer werden viele Menschen unter Trümmern vermisst. Es ist womöglich noch nicht vorbei: Schwere Nachbeben drohen.

weiterlesen...
Sorge um Erdbeben-Vermisste in Bangkok und Myanmar
Aus aller Welt

Nach dem Erdbeben in Südostasien ist die Lage weiter unübersichtlich - vor allem in Myanmar. In Thailand bangen Menschen an einem Trümmerberg, in dem Helfer nach Verschütteten suchen.

weiterlesen...
Hubschrauberabsturz mit sechs Toten erschüttert New York
Aus aller Welt

Ein Ausflugshelikopter stürzt in den New Yorker Hudson River. Keiner der sechs Insassen überlebt, darunter ein Siemens-Manager und seine Frau. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Explosion im Iran: 40 Tote, über 1.000 Verletzte
Aus aller Welt

Die Zahl der Todesopfer nach der Explosion im Süden Irans ist erneut gestiegen. Die Provinz ist mit der Behandlung der zahlreichen Verletzten überlastet. Viele müssen in andere Städte verlegt werden.

weiterlesen...
Zwei S-Bahn-Surfer in Berlin gestorben
Aus aller Welt

Lebensgefährliche Mutprobe: Immer wieder kommt es zu Unfällen, weil Menschen sich außen an U-Bahnen festhalten oder auf S-Bahn-Dächer klettern. Am Morgen kamen zwei junge Männer dabei ums Leben.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Explosion im Iran: 40 Tote, über 1.000 Verletzte
Aus aller Welt

Die Zahl der Todesopfer nach der Explosion im Süden Irans ist erneut gestiegen. Die Provinz ist mit der Behandlung der zahlreichen Verletzten überlastet. Viele müssen in andere Städte verlegt werden.

weiterlesen...
Zwei S-Bahn-Surfer in Berlin gestorben
Aus aller Welt

Lebensgefährliche Mutprobe: Immer wieder kommt es zu Unfällen, weil Menschen sich außen an U-Bahnen festhalten oder auf S-Bahn-Dächer klettern. Am Morgen kamen zwei junge Männer dabei ums Leben.

weiterlesen...