3. August 2024 / Aus aller Welt

Randale in britischen Städten nach Bluttat

Nationalisten und Gegendemonstranten stehen sich gegenüber, die Lage ist angespannt. Teilweise gibt es Randale. Angefeuert werden die Proteste in sozialen Medien. Auslöser: eine Messerattacke.

In Liverpool wurden Polizisten attackiert.
von dpa

Premierminister Keir Starmer beriet sich mit Kabinettsmitgliedern. Die Einsatzkräfte hätten seine volle Unterstützung, um gegen Extremisten vorzugehen, die Polizisten attackieren und versuchten, Hass zu schüren, sagte der sozialdemokratische Politiker. Die Ausschreitungen gelten als erste Prüfung für den neuen Regierungschef, der seit genau einem Monat im Amt ist.

Mindestens drei Polizisten wurden im nordostenglischen Kingston upon Hull verletzt, dort gab es mehrere Festnahmen. In der nordirischen Hauptstadt Belfast zerstörten Randalierer die Scheiben eines Cafés. Bei Randale in der nordostenglischen Stadt Sunderland gab es am Freitagabend schwere Schäden.

Die Ultranationalisten protestieren gegen aus ihrer Sicht zu hohe Migration und werfen den Behörden vor, sie würden über die Identität des Messerangreifers von Southport lügen. In sozialen Medien hatte sich nach der Bluttat am Montag das Gerücht breitgemacht, bei dem Täter handele es sich um einen muslimischen Asylbewerber.

Die Polizei betont, der verdächtige 17-Jährige sei in Großbritannien geboren worden. Seine Eltern stammen aus Ruanda. Der Teenager soll drei Mädchen erstochen sowie acht weitere Kinder und zwei Erwachsene teilweise lebensgefährlich verletzt haben. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Schwere Schäden in Sunderland

In Sunderland griffen am Freitagabend Rechtsextreme die Polizei an. Die Scheiben einer Polizeistation wurden eingeschlagen, ein angrenzendes Gebäude in Brand gesetzt und ein Laden geplündert. Zehn Menschen wurden festgenommen.

Vielerorts stellten sich Gegendemonstranten den Ultranationalisten entgegen. In einigen Städten wie Liverpool, Manchester und Blackpool in Nordwestengland erhielt die Polizei vorübergehend weitreichende Vollmachten, um potenzielle Randalierer aus dem Stadtgebiet zu verweisen. 

Ultranationalisten und Punks bewarfen sich im nordwestenglischen Blackpool mit Stühlen und Flaschen, bevor Polizei eingriff. Ein Mann stürzte mit dem Kopf auf den Boden und wurde ohnmächtig. Im mittelenglischen Stoke-on-Trent flogen Steine aus einer Menge auf Polizisten. Dort gab es vier Festnahmen. Die Polizei wies Berichte in sozialen Medien zurück, dass zwei Teilnehmer eines antimuslimischen Marsches niedergestochen worden seien. Ein Mann sei leicht verletzt worden, als er von einem stumpfen Gegenstand getroffen worden sei.

Bekannter Rechtsextremist ruft zu Protesten auf

Zu den Protestveranstaltungen - wie in Sunderland oft nahe einer Moschee - aufgerufen hatte der Gründer der rechtsradikalen English Defence League (EDL), Stephen Yaxley-Lennon, der unter dem Namen Tommy Robinson bekannt ist. Er floh vor einigen Tagen aus dem Land, nachdem er in einem Fall wegen Verleumdung nicht zu einem Gerichtstermin erschienen war.

Bereits an den vergangenen Tagen war es zu rechtsextremen Ausschreitungen gekommen. Nach Randale im Londoner Regierungsviertel wurden mehr als 110 Menschen festgenommen. Im nordostenglischen Hartlepool nahm die Polizei einen 11- und einen 14-Jährigen nach schwerer Krawalle am Mittwochabend in Gewahrsam.

Innenministerin Yvette Cooper sagte, Gesetzesbrecher würden einen hohen Preis zahlen. «Gewalttätigkeit hat keinen Platz auf unseren Straßen.» Ihr konservativer Vorgänger James Cleverly forderte ein härteres Durchgreifen. Die Labour-Regierung müsse mehr tun, um die Gewalt der «Schläger» zu stoppen, forderte Cleverly, der Nachfolger von Rishi Sunak als Chef der Konservativen Partei werden will.


Bildnachweis: © James Speakman/PA Wire/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Junger Säbelzahntiger im ewigen Eis entdeckt
Aus aller Welt

Der Fund einer Mumie eines kleinen Säbelzahntigers in Sibirien ist eine Sensation: Die Überreste des prähistorischen Raubtiers sind außergewöhnlich gut erhalten - bis hin zu den Schnurrhaaren.

weiterlesen...
Mördersuche mit Hologramm: Wer tötete Betty in Amsterdam?
Aus aller Welt

Februar 2009: Eine junge Frau wird im Amsterdamer Rotlichtviertel brutal ermordet. Trotz aller Ermittlungen gibt es vom Täter keine Spur. Jetzt greift die Polizei zu einem ungewöhnlichen Mittel.

weiterlesen...
Dänin Victoria Kjær Theilvig zur neuen Miss Universe gekürt
Aus aller Welt

Sie ist 21 Jahre alt und kommt aus Dänemark. Nun ist Victoria Kjær Theilvig auch Miss Universe 2024.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Abou-Chaker schweigt - Prozess wegen Betrugs gestartet
Aus aller Welt

Seit Jahren streiten der Rapper Bushido und Arafat Abou-Chaker vor Gericht. Weil Bushidos Ex-Manager in einem Prozess betrogen haben soll, muss dieser erneut auf der Anklagebank Platz nehmen.

weiterlesen...
US-Klimabehörde: «Dramatische Veränderungen» in der Arktis
Aus aller Welt

Höhere Temperaturen, steigende Niederschläge, Waldbrände: In der Arktis sind die Auswirkungen des Klimawandels deutlich spürbar. Das hat Folgen Tiere und Menschen.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Abou-Chaker schweigt - Prozess wegen Betrugs gestartet
Aus aller Welt

Seit Jahren streiten der Rapper Bushido und Arafat Abou-Chaker vor Gericht. Weil Bushidos Ex-Manager in einem Prozess betrogen haben soll, muss dieser erneut auf der Anklagebank Platz nehmen.

weiterlesen...
US-Klimabehörde: «Dramatische Veränderungen» in der Arktis
Aus aller Welt

Höhere Temperaturen, steigende Niederschläge, Waldbrände: In der Arktis sind die Auswirkungen des Klimawandels deutlich spürbar. Das hat Folgen Tiere und Menschen.

weiterlesen...