16. November 2022 / Aus aller Welt

Behandlungsverbot: Tierheilpraktikerinnen klagen erfolgreich

Seit knapp einem Jahr dürfen Haustieren bestimmte homöopathische Mittel nicht mehr von Heilpraktikern verabreicht werden. Jetzt schreitet Karlsruhe ein - und regt eine schonendere Lösung an.

Homöopathische Kugeln liegen vor einer Spenderflasche auf einem Tisch.

Hunde, Katzen und andere Haustiere dürfen ab sofort wieder von allen mit bestimmten homöopathischen Mitteln behandelt werden, die eigentlich für Menschen gemacht sind. Das Bundesverfassungsgericht erklärte eine im Januar in Kraft getretene Vorschrift teilweise für nichtig, wonach das ausschließlich Tierärzten vorbehalten war. Der damit verbundene Eingriff in die Berufs- und Handlungsfreiheit sei nicht verhältnismäßig, teilten die Karlsruher Richterinnen und Richter am Mittwoch mit.

Geklagt hatten vier Tierheilpraktikerinnen, die seit vielen Jahren in ihren eigenen Praxen Hunde und Katzen, aber auch Pferde und teilweise Kleintiere behandeln. Für ihren Therapieansatz der klassischen Homöopathie gibt es keine Mittel speziell für Tiere. Sie hatten deshalb mit Humanhomöopathika gearbeitet, die registrierungspflichtig, aber nicht verschreibungspflichtig sind.

Bis vor kurzem war das auch kein Problem. Der sogenannte Tierarzt-Vorbehalt ist erstmals im neu erlassenen Tierarzneimittelgesetz vorgesehen. Mit dem Gesetz wurden EU-Vorgaben umgesetzt. Dieser spezielle Punkt geht aber darüber hinaus. Die Frauen hatten seither faktisch nicht mehr praktizieren können.

Berufliches Aus drohte

Das geht nach Auffassung der Verfassungsrichter zu weit. «Die Anwendung registrierter Humanhomöopathika birgt im Hinblick auf ihre Inhaltsstoffe keinerlei Gefahren für die Gesundheit von Tier, Mensch oder Umwelt – unabhängig davon, ob diese mit oder ohne ärztliche Anweisung und Überwachung zum Einsatz kommen», schreiben sie.

Der Gesetzgeber verfolge mit der Regelung zwar einen legitimen Zweck: «Tiere sollen vor körperlichen Schmerzen, Leiden und Schäden durch Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen durch nicht ärztliche Personen bewahrt werden.» Dazu passe aber nicht, dass die Anwendung von Tierhomöopathika und anderen alternativen Heilmethoden weiterhin ohne Einschaltung eines Tierarztes gestattet sei.

Die Richter regen an, zum Beispiel eine Pflicht zum Nachweis tierheilkundlicher Kenntnisse einzuführen. Das könne die Wahrscheinlichkeit mindern, dass Tierschutz-Belange beeinträchtigt würden. Beim Tierarzt-Vorbehalt stehe das Maß der Belastung der Grundrechtsträger aber «nicht mehr in einem vernünftigen Verhältnis zu den dem gemeinen Wohl erwachsenden Vorteilen».

Die Regelung hatte ausdrücklich auch für Tierhalter gegolten. Auch das erklärte der Erste Senat auf eine der beiden Verfassungsbeschwerden hin für nicht verhältnismäßig. Eine der Klägerinnen hält auch privat Hunde und Pferde, die sie bei Bedarf nach ihren therapeutischen Methoden mit Humanhomöopathika behandelt.

Ein Teil der Vorschrift bleibt trotzdem bestehen. Wieder erlaubt ist nur die freie Anwendung von nicht verschreibungspflichtigen und registrierten Humanhomöopathika bei Tieren, die nicht der Lebensmittelgewinnung dienen. (Az. 1 BvR 2380/21 u.a.)


Bildnachweis: © Marijan Murat/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Halloween in Bergisch Gladbach: Die Grusel-Events des Jahres!
Blog

Entdeckt die besten Halloween Partys in Bergisch Gladbach! Von schaurigen Kneipen bis zu gruseligen Events - hier findet jeder seine perfekte Nacht.

weiterlesen...
Fahrschule Nebenan: Persönlich, familiär & nah
Bergisch Gladbach

Fahrschule Nebenan in Bergisch Gladbach: Der Führerschein als dein nächster Meilenstein. Starte jetzt deine Fahrausbildung bei Jens Tscheuschner.

weiterlesen...
Die Martinszüge 2023 in Bergisch Gladbach
Blog

Im Zeitraum zwischen dem 06. und 18. November finden wieder zahlreiche Umzüge zu Sankt Martin in den Bergisch Gladbacher Stadtteilen statt.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Ente, Oberhemd, Spielzeug - Wo Gesundheitsrisiken lauern
Aus aller Welt

Die knitterfreie Bluse, das Puzzlespiel oder die Oliven auf dem Vorspeisenteller: Potenzielle Gesundheitsgefahren können auch dort lauern, wo man es nicht sofort vermutet. Dazu gibt es nun neue Befunde.

weiterlesen...
Neun Männer wegen Vergewaltigung im Stadtpark verurteilt
Aus aller Welt

Im September 2020 wird eine 15-Jährige im Hamburger Stadtpark von mehreren jungen Männern vergewaltigt. Nach fast 100 Verhandlungstagen spricht eine Jugendkammer am Landgericht neun Angeklagte schuldig.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Ente, Oberhemd, Spielzeug - Wo Gesundheitsrisiken lauern
Aus aller Welt

Die knitterfreie Bluse, das Puzzlespiel oder die Oliven auf dem Vorspeisenteller: Potenzielle Gesundheitsgefahren können auch dort lauern, wo man es nicht sofort vermutet. Dazu gibt es nun neue Befunde.

weiterlesen...
Neun Männer wegen Vergewaltigung im Stadtpark verurteilt
Aus aller Welt

Im September 2020 wird eine 15-Jährige im Hamburger Stadtpark von mehreren jungen Männern vergewaltigt. Nach fast 100 Verhandlungstagen spricht eine Jugendkammer am Landgericht neun Angeklagte schuldig.

weiterlesen...