19. April 2024 / Aus aller Welt

Blitzermarathon in acht Bundesländern

Tempo-Überschreitungen zählen zu den Hauptursachen für schwere Verkehrsunfälle. Die Polizei überwacht deshalb schwerpunktmäßig die Geschwindigkeit.

Ein Polizeibeamter nimmt in Nürnberg einen Verkehrsteilnehmer mit einem Messgerät ins Visier.
von Michael Donhauser, dpa

In acht Bundesländern blitzt es am Freitag öfter als sonst am Straßenrand: Die Polizei überwacht seit 6.00 Uhr mit verstärkten Geschwindigkeitskontrollen die Einhaltung der Tempolimits. Allein in Bayern sind nach Angaben des Innenministeriums 2000 Polizistinnen und Polizisten sowie kommunale Mitarbeiter an bis zu 1500 Messpunkten aktiv. Thüringen meldete bis zu 107 Messstellen mit 300 Beamten. Insgesamt ist bis zum frühen Samstagmorgen von Tausenden Radarfallen in Deutschland auszugehen. 

Eine Bilanz soll erst in den kommenden Tagen gezogen werden. So hat etwa Hamburg Ergebnisse für Montag angekündigt, Bayern für Samstag.

Der Blitzermarathon zur Bekämpfung von Raserei auf den Straßen hat erstmals 2012 in Nordrhein-Westfalen stattgefunden, seit 2013 wird er auch in anderen Bundesländern durchgeführt. Seit 2015 haben sich auch weitere Nationen in Europa angeschlossen - international wird die Aktion als sogenannte Speedweek veranstaltet.

Ein Bewusstsein für Gefahren schaffen

«Schwerpunktmäßig finden unsere Kontrollen dort statt, wo die Unfallgefahren durch zu schnelles Fahren am größten sind oder häufig zu schnell gefahren wird», sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). «Innerorts sind das insbesondere Straßen vor Schulen und Kindergärten, außerorts vor allem Landstraßen, da dort überproportional viele schwere Verkehrsunfälle aufgrund zu hoher Geschwindigkeit passieren.»

Ein Viertel aller Verkehrstoten in Bayern sei auf die hohe Geschwindigkeit zurückzuführen, sagte Herrmann. In Sachsen-Anhalt, wo am Freitag ebenfalls verstärkt Geschwindigkeitskontrollen stattfanden, liegt die Quote sogar bei einem Drittel. Vermehrte Kontrollen gab es auch in Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Nach Einschätzung des ADAC leisten die bundesweiten, konzertierten Tempokontrollen einen Beitrag zur Verkehrssicherheit. «Sie schaffen ein Bewusstsein für die Gefahren zu schnellen Fahrens und können so für das Thema sensibilisieren», sagte eine Sprecherin des ADAC Hessen-Thüringen. 

Ist die Aktion sinnvoll?

Durch Medienberichterstattung im Vorfeld würden nicht nur Autofahrer erreicht, die tatsächlich geblitzt werden, sondern auch alle anderen Menschen. «Um einen wirklich nachhaltigen Effekt zu erzielen, reichen vereinzelte Blitzer-Aktionen jedoch nicht aus. Der Effekt droht hier schnell wieder zu verpuffen. Wichtig sind regelmäßige Kontrollen, um das Thema dauerhaft präsent zu halten.»

Auch Kirstin Zeidler von der Unfallforschung der deutschen Autoversicherer sagt, viele Autofahrerinnen und -fahrer hätten sich daran gewöhnt, nur relativ selten bei zu schnellem Fahren erwischt und sanktioniert zu werden. Der Blitzermarathon sensibilisiere zwar für das Thema, aber eben nur punktuell. Messungen hätten gezeigt, dass vor und auch nach solchen Aktionen mit höheren Geschwindigkeiten gefahren werde. «Das hat nur einen überschaubaren Effekt.» 

Auch deshalb ist die Auffassung über die Wirkung solcher Aktionen geteilt. Berlin, Bremen, das Saarland und Sachsen verzichten auf eine Teilnahme. In Berlin wurde argumentiert, die Auswirkung früherer Aktionen sei kaum messbar gewesen. In Baden-Württemberg ist man dagegen von der Sinnhaftigkeit der Kontrollaktion mit insgesamt mehreren Tausend Polizisten überzeugt: «Bereits wenige Stundenkilometer zu schnell können über Leben und Tod entscheiden», heißt es aus dem dortigen Innenministerium.


Bildnachweis: © Pia Bayer/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Bretagne empört - Leuchtturm soll markantes Feuer verlieren
Aus aller Welt

Der wichtigste Leuchtturm der Bretagne soll sein historisches Leuchtfeuer verlieren, es wird noch mit gefährlichem Quecksilber betrieben. Viele protestieren und reden vom Verlust eines «Lichterbes».

weiterlesen...
Kampf gegen Feuer: Starkwinde erschweren Großeinsatz in L.A.
Aus aller Welt

Mehr als 15.000 Helfer sind in den Feuerzonen von Los Angeles im Einsatz. Während starke Winde den Rettern Probleme bereiten, werden mutmaßliche Profiteure der Katastrophe zur Rechenschaft gezogen.

weiterlesen...
Polizei gab 2024 mehr als 20 tödliche Schüsse ab
Aus aller Welt

Die Zahl der Schüsse von Polizisten, die zum Tod führen, nimmt zu. Die Gewerkschaft der Polizei sieht einen Zusammenhang mit dem Anstieg der Gewaltkriminalität.

weiterlesen...

Neueste Artikel

König Charles will nach Italien reisen - Treffen mit Papst
Aus aller Welt

Vor einem Jahr machte das britische Königshaus öffentlich, dass König Charles III. an Krebs erkrankt ist. Der Monarch plant trotz Behandlung aber eine weitere Auslandsreise.

weiterlesen...
Defekt am Sitz: Feuerwehr befreit Frau aus Oldtimer
Aus aller Welt

Weil der Fahrersitz sich nicht mehr komplett verstellen ließ, mussten professionelle Helfer anrücken. Die Einsatzkräfte brachten diverses Werkzeug mit - und eine Wärmedecke.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

König Charles will nach Italien reisen - Treffen mit Papst
Aus aller Welt

Vor einem Jahr machte das britische Königshaus öffentlich, dass König Charles III. an Krebs erkrankt ist. Der Monarch plant trotz Behandlung aber eine weitere Auslandsreise.

weiterlesen...
Defekt am Sitz: Feuerwehr befreit Frau aus Oldtimer
Aus aller Welt

Weil der Fahrersitz sich nicht mehr komplett verstellen ließ, mussten professionelle Helfer anrücken. Die Einsatzkräfte brachten diverses Werkzeug mit - und eine Wärmedecke.

weiterlesen...